Etiketten-Poesie

Veterinäre der Universität Nottingham haben untersucht, welche Fleischsorten in Katzen- und Hundefutter enthalten sind (Isabella Maine et al 2015). 

Sie forschten in 17 Feuchtfutterprodukten nach dem Erbgut (der DNS) von Huhn, Schwein, Rind und Pferd und glichen das ab mit den Angaben auf den Etiketten. 

Gute Nachricht für Pferdefreunde: Pferdefleisch wurde nicht entdeckt. 

Aber: Was auf den Etiketten werblich herausgestellt wird (zum Beispiel: „mit Huhn“), hat mit der Zusammensetzung der Fleischanteile oftmals wenig zu tun. 

In 15 der 17 untersuchten Produkte waren in beträchtlichem Maße Fleischsorten enthalten, über die das Etikett keinerlei Angaben machte. 

Das bestätigt die Ergebnisse einer anderen Studie, in der gezeigt wurde, dass selbst in Spezialfutter für Hunde mit Unverträglichkeiten undeklarierte Fleischsorten enthalten waren. Krankmachende Fleischsorten ließen sich mit diesem „Spezialfutter“ also nicht zuverlässig vermeiden. 

Hill’s Prescription Diet R/D Feline Weight Loss Low Calorie Liver soll laut Etikett Schweineleber, Nebenerzeugnisse vom Schwein, Huhn und Hühnerleber-„Geschmack“ enthalten. Maine et al fanden aber überhaupt keine DNS vom Huhn, sondern 100 Prozent Schweine-DNS. Im Aldi-UK-Katzenfutter Vitacat with Salmon in Pate sollten laut Etikett „Fisch und Fischnebenerzeugnisse (Lachs 4 Prozent)“ sein, gefunden wurden aber 1 Prozent Rind, 92 Prozent Schwein und 7 Prozent Huhn, macht null Prozent Fisch. 

„Unsere Ergebnisse zeigen einen erheblichen Kontrast zwischen den Standards der Industrie und den berechtigten Erwartungen der Käufer“, heißt es in der Studie (Übers. MP). Wenn auf einer Dose die Angabe „mit Rind“ groß aufgedruckt sei, erwarte der Käufer mit Recht, dass Rind und nicht Huhn die Hauptzutat im Fleischanteil ist. 

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Das Problem ist natürlich altbekannt. Dank Internet wissen viele Tierhalter/innen inzwischen, was vom Groß- und vom Kleingedruckten auf den Dosen und Tüten zu halten ist. 

An der Etiketten-Poesie wird sich auch nichts ändern, solange sich die Tierfutterbranche ihre Regeln selbst schreiben darf. 

Genauso wie die Nahrungsmittelindustrie, siehe etwa die Foodwatch-Kampagne zur Lebensmittelkennzeichnung


Oder die Klage am Europäischen Gerichtshof wegen Himbeeren-Vanille-Tee, der weder Himbeeren noch Vanille enthält. Hier das UrteilDer EuGH verlangt wahrheitsgemäße Angaben auf Lebensmittel-Verpackungen. 

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Insgesamt ist die Studie vielleicht gut gemeint, aber sie greift viel zu kurz. Denn undeklarierte Fleischsorten sind überhaupt nicht das Hauptproblem beim Industriefutter für Katzen (und Hunde). 

Andere Inhaltsangaben wären viel wichtiger, nämlich

– wie viele Kohlenhydrate in der Pampe oder in den Körnern stecken (das muss man sich mühsam selbst ausrechnen, wenn man die Formel dafür kennt) und

aus welchen Quellen (pflanzlich oder tierlich) Fett und Proteine im Futter stammen. 

Erst dann bekämen die Käufer eine Ahnung, was sie ihren Tieren eigentlich vorsetzen.  

©trockenfutter-katzen.blogspot.de/


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