Nachtrag: Haustierfutter und Nachhaltigkeit


Vorigen Sommer machte eine Studie die Runde durch die Medien, wonach der Fleischverzehr der Katzen und Hunde in den USA jährlich genauso viel CO2-Emissionen verursacht wie 13 Millionen Autos. US-Haustiere verputzen demnach so viel Fleisch wie die gesamte Bevölkerung Frankreichs (Gregory Okin 2017). 

Berechnet wurde das auf Basis der Inhaltsangaben für Trockenfutter, weil es das vorherrschende Futtermittel ist. 

Im Sommer sind wir nicht dazu gekommen, aber jetzt wollen wir doch noch unseren Senf dazu geben. 

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Fleisch? Was für Fleisch denn? 

Das ist die erste Frage, die halbwegs informierten Tierhaltern/innen angesichts dieser Studie in den Sinn kommt. 

Der Autor arbeitet am Fachbereich Geographie der University of California in Los Angeles. Seine Arbeit beeindruckt mit statistischen Berechnungen. 

Von den Zuständen in der Tierfutterindustrie weiß er offenbar wenig. 

Er geht von der Annahme aus, dass vieles von dem „Fleisch“, das im Trofu verarbeitet wird, für den menschlichen Verzehr geeignet sei. 

Er glaubt zudem, dass „Premium“-Trockenfutter besonders viel und besonders gutes Fleisch enthält.

Der Autor ist entweder naiv, oder er lebt in einem Paralleluniversum, in dem die meisten Katzen und Hunde (oder alle) Fleisch zu essen bekommen, das auch für Menschen genießbar wäre.  

Haustiere erhalten jedoch keine Lebensmittel, sondern Futter; kein food, sondern feed. Und Futter ist „Müllverwertung auf hohem Niveau“ (Hans-Ulrich Grimm). 

Bevor dieser Müll in Produkten für Menschen erlaubt wird, müssten die Nahrungshersteller noch viel Geld für Lobbyarbeit ausgeben. 

Bisher sind gemahlene Hühnerfedern und andere „Nebenerzeugnisse tierischen Ursprungs“ (plus altes Frittenfett, verschimmeltes Getreide etc. pp.) unseres Wissens noch nicht in Lebensmitteln zugelassen.  

Kein Franzose würde das „Fleisch“ essen wollen, das im Trofu verarbeitet wird.  

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Abgesehen davon sollte sich herumgesprochen haben, wie viel Nahrung in den USA und in Europa schlicht und ergreifend weggeworfen wird, weil die Leute viel mehr in ihre Einkaufswagen laden, als sie tatsächlich essen. Begründete Schätzungen beziffern die Lebensmittelverschwendung auf mindestens 30 Prozent.

Die Zutaten werden weltweit dort zusammengekauft, wo sie am billigsten sind, mit horrendem Energieaufwand transportiert, verarbeitet, aufwendig verpackt und in die Supermärkte gekarrt. Um dann zu einem Drittel oder mehr im Abfall zu landen

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Keine Frage, auch Herstellung und Vertrieb von Trofu erhöhen den CO2-Ausstoß, verbrauchen Ressourcen, die für Menschen genutzt werden könnten, zum Beispiel Energie, und tragen zur Vermüllung der Welt bei.


Aus unserer Sicht wird in dieser Studie aber das Pferd von hinten aufgezäumt.  


1. Haustierfutter ist ein glänzendes Geschäft mit hohen Umsatzrenditen. Minderwertige Zutaten werden durch Marketing zu „Premium“-Futter. 

2. Keine Branche (mit Ausnahme der Kleintiermedizin) hat ein derart großes Interesse wie die Futterhersteller, dass sich immer mehr Menschen Haustiere zulegen. Zum Marketing gehört auch, für Tierhaltung Werbung zu machen.   

3. Viele Leute würden sich keine Katze und keinen Hund ins Haus holen, wenn sie sie artgerecht ernähren müssten mit frischen Nahrungsmitteln. Denn das wäre ja nicht so bequem

4. Es ist die Tierfutterindustrie, die den Leuten weismacht, Katzen- und Hundeernährung sei völlig easy und bequem: alle paar Monate zum Tierfuttermarkt fahren, am besten in einem drei Tonnen schweren SUV, den Wagen vollpacken mit Trofu-Tüten, und fertig. 

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Es gibt viele gute Gründe, die ausufernde Haustierhaltung zu kritisieren. 

Der CO2-Ausstoß und die mangelnde Nachhaltigkeit stünden für uns nicht an erster Stelle. 


Wie viele Tiere werden denn artgerecht gehalten? 

Der Dackel in unserer Nachbarschaft? Jeden Abend wird er von einem dicken Jungen dermaßen am Halsband die Straße entlang gezerrt, dass man um die Halswirbelsäule des Tiers fürchten muss. 

Die Katze, die für den kurzen Rest ihres Lebens mit Diabetes-Trofu gequält und jetzt wegen Krebs euthanasiert wurde? 




PS: Gregory Okins Studie „Environmental impacts of food consumption by dogs and cats“ ist in PLoS One erschienen. Eine „Öko-Zeitschrift“, wie es in einem deutschen Katzenblog hieß, ist das allerdings nicht. 

©trockenfutter-katzen.blogspot.de/



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